Freitag, 12. September 2014

Strohmannbashing

Das Impulsreferat zur Dialogveranstaltung von Herrn Bode macht es mir schwer, es in Bausch und Bogen zu verurteilen [was natürlich immer das Ziel bei bischöflichen Verlautbarungen sein muss *Ironie off*], weil es manches enthält, was richtig klingt. Mir stellt sich aber ein Unbehagen ein, das aus einer gewissen Unschärfe herrührt, und am Ende ist "richtig klingen" dann halt doch gelegentlich -- naja.

Ein Beispiel:

Heute von Gott reden, heute Gott bekannt machen, kann nur persönlich und mit Herzblut geschehen.
Der Frage, wie frühere Missionare von Gott geredet haben, wenn nicht mit Herzblut, will ich gar nicht nachgehen. Ich reibe mich vielmehr an dem "persönlich". Damit ist (vgl. u.) die "Begegnung unter Menschen" gemeint. Das scheint mir in beiden Richtungen unzutreffend. 
Denn zum einen ist es nicht der Missionar, zu dem eine persönliche Beziehung aufzubauen entscheidend ist, sondern (wie unser Heiliger Vater Benedikt nicht müde wurde zu betonen) Christus, den zu entdecken und zu dem eine persönliche Beziehung aufzubauen den Glauben begründet.
Zum anderen lässt sich Glauben sehr wohl z.B. durch die Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift oder dem Leben von Heiligen entfachen, wovon Biographien anderer Heiliger Zeugnis geben.

Richtig falsch wird der Ansatz der "Begegnung unter Menschen" dann, wenn es dabei stehen bleibt.

Bei einer Firmvorbereitung nannten die Jugendlichen als das Wichtigste an der Kirche die „Gemeinschaft“. Sie meinten damit aber nicht die Communio zwischen Gott und den Menschen, sondern Geselligkeit, d.h. den Jugendabend. So schön und gut die Rundumversorgung von Krabbelgruppe bis Seniorenkreis, die das "Gemeindeleben" manchmal ausmacht, ist - das ist höchstens ein Nice-to-have, reicht aber an das Eigentliche der Sendung nicht mal entfernt heran.

Das Referat setzt dann fort:


Dann wird aus dem etwas grauen Vorgang Glaubensvermittlung oder Glaubensweitergabe - als hätten wir ein starres Glaubenspaket weiterzureichen, ein depositum fidei, eine Ablage des Glaubens - eine lebendige Begegnung unter Menschen, eine neue Kommunikation, die wir Evangelisierung nennen, in einem positiven Sinn Mission, Sendung.
Ich kenne den Bischof nicht und weiß nicht, ob etwa die Einordnung der Glaubensvermittlung als "grauen Vorgang" seiner Lebenserfahrung entspricht. (Dann hätte - wenn ihm der Fehler auf die alten Tage noch aufgeht - das im Referat ausführlich zitierte Schreiben Evangelii Gaudium ja seinen Zweck erfüllt.)
Ansonsten würde ich mal denken, dass der Redner da einen Strohmann aufbaut - ein Feindbild, das so krass karrikiert, dass es das im Gegenübergestellte um so strahlender leuchten möge.

Ceterum censo, dass das Glaubensgut unverkürzt weiterzugeben ein Kern der Sendung ist, die "Begegnung unter Menschen" aber ins Zentrum der kirchlichen Bemühungen zu rücken ein Teil des Problems.

2 Kommentare:

  1. Grau ist wenigstens noch Farbe. Die habe ich in meiner frühen Jugend, Jahrgang 1960, noch erleben dürfen. Was ab meinem 13. Lebensjahr dann noch an Glaubensvermittlung stattfand, kann man dann nur noch als farblos bezeichnen. Ach ja, werde hier regelmäßig vorbeilesen. Das Auflockern der Erde ist mühsam und arbeitsintensiv. Weiß wovon ich schreibe. Habe einen eigenen Garten.

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  2. Das der Eindruck der Gräue am empfangenden Ende der Glaubensweitergabe entstehen kann, mag gut angehen. Ich wundere mich nur, wen der Bischof da so emphatisch ermahnt - am Ende doch nicht den Splitteraugenbruder?!

    Mit dem Graben im Garten hab ich weniger Erfahrung als mit dem Bäumeumhauen. Hat aber nur halb funktioniert, und im nächsten Jahr ist der Stumpf wieder ausgeschlagen und trägt jetzt wie noch nie. Vielleicht ist das dann doch eher der Ansatz?!

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